Von der schwersten Flutkatastrophe in Spanien seit fast 30 Jahren wird heute berichtet. Innerhalb eines Tages sei in Teilen Spaniens seit gestern so viel Regen gefallen, wie sonst in einem Jahr. Sturzfluten haben Straßen in Flüsse verwandelt. Mindestens 95 Personen sind dadurch ums Leben gekommen, 92 allein in der Provinz Valencia.
„Wir können uns nur anpassen, indem wir gucken, dass wir alles nicht noch schlimmer machen“, sagt dazu der heute im Deutschlandfunk befragte wetterkundige Schweizer Jörg Kachelmann und ergänzt: „Hoffnung liegt sicher nicht bei den deutschsprachigen Ländern. Hier werden Holz und Pellets gefördert, die noch klimaschädlicher sind als Öl, Kohle und Gas. In Deutschland bekommt man nicht mal ein Tempolimit hin. Die einzige Hoffnung, die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben ist – obwohl Klimaforscher normalerweise nicht die natürlichen Freunde der FDP sind –, dass es irgendwie der Markt regelt.
Damit nicht genug. Der in den 1990er Jahren vor allem durch das lineare Fernsehen bekannt gewordene wetterkundige Schweizer Sachbuchautor, Unternehmer, Journalist und Fernsehmoderator hat noch mehr zu sagen.
„Was wir wissen ist, dass wir auf alle Fälle nicht bei 1,5 Grad landen werden, sondern, wenn alles gut läuft, bei 2,4 Grad [Erderwärmung]. Die Hoffnung ist, dass China in diesem Jahr oder vielleicht nächstes Jahr das Maximum an CO2 ausstößt und Länder wie China, Pakistan, Saudi Arabien und Indien den Solarausbau stark voranbringen, weil es so günstig ist und sie so unendlich viel Sonne haben. Einfach dadurch, dass es billiger wird, Solar und Wind zu machen als Dinge zu verbrennen und dass uns das am Schluss einigermaßen rettet.
Wobei 2,4 Grad auch unendlich zuviel ist und noch viel mehr spanische Ereignisse bedeuten würde. Die große Frage ist auch, wird es Kamala Harris oder Donald Trump? Das kann, je nachdem, nochmal eine große Verzögerung in das Ganze hineinbringen.
Wir müssen uns einfach an diese Welt anpassen. Wir können nicht einfach sagen, das ist jetzt so, da müssen wir durch und es sterben ein bisschen mehr Leute wie bei den Hitzetoten. Wenn wir Hitzetote und Unwettertote beklagen, müssen wir darüber sprechen, dass Wärmepumpen im Sommer auch kühlen können.
Der Gedanke, dass so viele Krankenhäuser, Pflegeheime und so weiter bei 30, 40 Grad vor sich hinschwitzen und so getan wird, als ob man nichts tun könnte. Wenn wir darauf warten, dass wir vielleicht irgendwann einmal, in 40, 50 Jahren, von den 2,4 Grad herunterkommen, ist das eine zynische Herangehensweise. Wir müssen ehrlich sein: Wir haben’s verkackt. Bis wir das grundsätzlich korrigieren können, müssen wir gucken, dass wir die Menschen vor den Folgen schützen, für die wir alle verantwortlich sind.“
Wir alle! So klar und deutlich höre ich das allerdings im Moment noch viel zu selten.