Es sind nicht die Oberflächlichen und Gedankenlosen, doch sind es überwiegend junge Menschen, die sich heute ausgeliefert und machtlos fühlen. Es sind vor allem die, die den Ernst ihrer Lebenslage erkennen und nicht länger in Blasen leben wollen, in denen Veränderungen unerwünscht sind und ihnen erzählt wird, das beste sei, alles beim Alten zu lassen. Sie zweifeln an dem Narrativ der mächtigen Alten, doch ihrer (Lebens)Erfahrung zu folgen und plädieren für die Zukunft als fehlerfreie Vergangenheit. Dafür schaffen sie immer neue Regeln und Gesetze und setzen sich mit ihnen in Landesverfassungen, politischen Parteien und Parlamenten fest. So wollen sie weiter vorangehen und nichts anderes sonst. Vor allem nichts Neues!
Sehr gern beziehen sie auch die Natur in ihre Argumentationen ein, zum Nutzen der Menschheit, als Ressource, um einzigartig daraus aufzusteigen: wie Phönix aus der Asche. Aus verbrannter Erde, die auf diesem Weg aufhört, Heimat zu sein. Merken sie das nicht? Merken wir das nicht? Diesen Selbstbetrug? Tatsächlich wiederholt die irdische Natur sich nicht und annähernd nur dann, wenn auch die Bedingungen ähnlich bleiben. Wenn wir eines mit großer Sicherheit wissen, dann dass sie, belebt und unbelebt, mit und ohne uns, fortwährend wechselwirkt und allein dadurch sich verändert. Das schon macht jede Wiederholung längerfristig unmöglich.
Hinzu kommt noch ein anderer Grund für die Unmöglichkeit von Wiederholungen in der Natur. Für das mikrokosmische Geschehen hat das die Quantenphysik längst nachgewiesen. In der Welt der Elementarteilchen gibt es nämlich außer kausalen Ketten fortwährend Zustände, in denen das Ergebnis von Wechselwirkungen offen ist. Wir könnten sagen, an diesen Bereichen weiß Natur nicht, was sie will und eben das sei der gravierende Unterschied zu uns Menschen und wir könnten sie mit unserer Erkenntnis und unserem Willen in andere Bahnen lenken. Ich halte es für gescheiter, einzugestehen, dass unser Wissen sehr überschaubar ist und bleiben wird und wir noch niemals darin einig waren, was wir wollen. Stattdessen sollten wir unsere Möglichkeiten erkunden und versuchen, so mit ihnen umzugehen, dass stets eine lebenswerte Wirklichkeit übrig bleibt.
Warum fällt uns so schwer wahrzuhaben, dass unsere Erfahrungen ebenso unvollkommen sind wie unsere Wahrnehmungen ungenau? Warum wehren wir uns immer wieder heftig gegen diese Einsicht und glauben lieber, wir könnten zielstrebig herbeiführen, was wir für richtig und lebenswichtig halten? Folge ich in Gedanken jemandem, der mir das einredet und mich dazu bringen will, ihm auf dem Fuße zu folgen, werde ich mich, weil es eben nicht so ist, letzten Endes sehr wahrscheinlich ausgeliefert und getäuscht und betrogen fühlen. Hinters Licht geführt, wo ich keinen Schatten werfe.
Je eher ich mich diesen Vorspielungen entziehe und den Entschluss fasse, so viel wie möglich selbst zu versuchen, desto größer, denke ich, ist die Chance, in der Welt zurechtzukommen. Vor allem in den Wechselwirkung mit anderen, am besten im Austausch von Erfahrungen und Ideen, nicht nur des eigenen Vorteils willen, sondern für ein gemeinsames Individuum (Sartre), in dem ich (mir) sicher bin.