im Vorschein des Endes

Desaster oder Denkfigur

Die Zukunft allen Lebens – auch wenn wir uns mit einer von Wachstum und Konkurrenz geprägten Lebensweise das Gegenteil vormachen – wird nur von Vielfalt und Gemeinsamkeit offen gehalten. Anscheinend vernebelt unsere SelbstSucht den Weitblick und mit fast jedem Tun stellen wir die meisten unserer Einsichten gleich wieder in Frage. Da alles, was wir Natur nennen, überhaupt erst durch Wechselwirkung geschieht, sollte es doch einleuchten, dass jede Entnahme von Ressourcen aus dem großen Zusammenhang eine Störung ist, die wir, bevor wir sie verursachen, so gut wie möglich abschätzen, welche Folgen es für unser Dasein hat. Stattdessen knipsen wir uns bei jeder Gelegenheit immer wieder selbst das Licht aus. Weiterlesen

Chapeau Morisot

So lange schon begeistert mich der Impressionismus in der Malerei, aber warum entdecke ich erst jetzt die hochbegabte, blitzgescheite Berthe Morisot in diesem Kosmos? Weil ich auch dorthin – wie auf viele und vieles andere – zu lange oberflächlich blickte. Doch gerade ihretwegen war die in den 1860er Jahren entstandene … Stilrichtung … in der bildenden Kunst von Anbeginn kein Männerclub. Mit Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Edgar Degas, Édouard Manet und anderen war Berthe Morisot sozusagen Gründungsmitglied. „Fünf oder sechs Verrückte – unter ihnen eine Frau – eine Gruppe unglücklicher Geschöpfe“, schreibt ein sarkastischer Kritiker 1876 in einer Rezension.

Berthe Marie Pauline Morisot (Fotografie um 1872)

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„Rote Segelflotte“

Von einer „Neuseddiner Malfrau“ – so nennt sich eine Gruppe sogenannter Hobbymalerinnen – habe ich kürzlich das Pastellbild „Rote Segelflotte“ erworben. Es war Liebe auf den ersten Blick, doch erst seit es im kurzen Flur meines Leipziger Oberstübchens Platz gefunden hat und ich ihm täglich begegne, hat sich auch Bedenkliches den Weg hinein gebahnt.

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„Geliebte Köchin“

Schon einmal verfilmte der französische Regisseur vietnamesischer Herkunft Trần Anh Hùng die Beziehung zweier Menschen anhand einer Speise-Zubereitung. 1994 wurde „Der Duft der Grünen Papaya“ als vietnamesischer Beitrag in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“ für einen Oscar nominiert und als „wunderbarer Film, intensiv und zart“ wahrgenommen. Die französische Wochenzeitung Le Nouvel Observateur feierte ihn als „ein wahres Meisterwerk“. Weiterlesen

„59. Biennale di Venezia“ 1

THE MILK OF DREAMS

100 Tage lang waren in diesem Jahr die beiden bedeutendsten Kunstschauen der Welt gleichzeitig zu sehen. Anfang Oktober 2022 ist die documenta fifteen in Kassel schon vorbei. Sie bot eine für den globalen Norden völlig neue Perspektive der Kunst in einer sich gravierend verändernden Welt. Da sind auf der 59. Biennale di Venezia die KunstWerke von 202 Künstlerinnen und 21 Künstlern unter dem Motto „The Milk of Dreams“ noch zu sehen. Auch solch eine Quote ist noch nie dagewesen. Nun mussten „die alten, weißen Männer, wie sie seit Dekaden die Biennale hegemonisieren […] mit megalomanen One-Man-Shows in diversen Palazzi um Aufmerksamkeit betteln“, wie das KUNSTFORUM-Heft zur Biennale genüsslich schreibt.

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