Greta Thunberg und die „Goldene Kamera“

Alljährlich verleiht die Funke Mediengruppe mit Sitz in Essen den deutschen Film- und Fernsehpreis „Goldene Kamera“. Greta Thunberg erhielt aus diesem Anlass gestern einen „Sonderpreis Klimaschutz“. Es hätte mir durchaus gefallen, wenn sie das Unterhaltungsspektakel des monopolistischen Großkonzerns gemieden, aber ihre andere Art zu denken, die ich erst noch – bestimmt nicht in Schulstunden! – erlernen muss, hat sie zu einer anderen Entscheidung geführt.

„Ich möchte diesen Preis denjenigen widmen, die den Hambacher Wald schützen und den Klimaaktivisten, die dafür kämpfen, fossile Energieträger in der Erde zu lassen, überall.“

Gleich mit dem ersten Satz ihrer Rede, die bis zum letzten mit Dank gar nichts zu tun hat, widmet sie den Preis ihren Favoriten um. Auch auf solche Weise, lerne ich, könnte ein Funke überspringen.

„Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der die vereinte Wissenschaft uns lehrt, dass wir nur noch elf Jahre entfernt sind vom Auslösen einer unumkehrbaren Kettenreaktion, die sich menschlicher Kontrolle entzieht und wohl das Ende unserer menschlichen Zivilisation bedeuten dürfte.“

Ohne eine Verringerung von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen, warnte der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Petteri Taalas im November 2018, wird der Klimawandel zerstörerische und unumkehrbare Folgen für die Erde haben.

„Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der Kinder ihre eigene Ausbildung opfern müssen, um gegen die Zerstörung ihrer Zukunft zu protestieren. In der diejenigen, die am wenigsten zu dieser Krise beigetragen haben, am meisten von ihr betroffen sein werden. In der Politiker sagen, es ist zu teuer, die Welt zu retten, während sie Milliarden von Euro dafür aufwenden, fossile Energieträger zu subventionieren.

Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der es niemand wagt, über unser gegenwärtiges politisches System hinauszuschauen, obwohl klar ist, dass die Antworten, nach denen wir suchen, sich nicht in der heutigen Politik finden lassen werden.
Eine Welt, in der sich manche mehr Gedanken darüber machen, ob Kinder zur Schule gehen als über die Zukunft der Menschheit.

Eine Welt, in der sich jeder seine eigene Realität aussuchen kann und seine Wahrheit kaufen kann. In der unser Überleben abhängt von einem verschwindend kleinen Vorrat an fossilen Energieträgern, und kaum jemandem ist das bewusst.

Eine Welt, in der wir glauben, dass wir uns herauskaufen oder –bauen können aus einer Krise, die dadurch entstanden ist, dass wir gekauft und gebaut haben.

Eine Welt, in der ein Fußballspiel oder eine Filmgala mehr Medienaufmerksamkeit bekommt als die größte Krise, vor der die Menschheit je stand. In der prominente Film- und Popstars, die sich gegen alle möglichen Ungerechtigkeiten auflehnen, sich nicht für Umwelt- und Klimagerechtigkeit engagieren, weil sie dann nicht mehr um die Welt fliegen könnten, um ihre Lieblingsrestaurants, -strände und Yogaseminare zu besuchen.

Den katastrophalen Klimazusammenbruch zu verhindern, dies scheint unmöglich, aber genau das müssen wir tun. Und jetzt kommt die Wahrheit. Wir schaffen das nicht ohne Sie, hier heute im Publikum. Die Menschen sehen Sie, sehen euch Prominente als Götter an.
Ihr habt Einfluss auf Milliarden von Menschen. Wir brauchen euch.“

Das ist die Botschaft, für die jede Bühne geeignet ist.

„Wir stehen jetzt an einem Scheideweg unserer Geschichte. Wir sind dabei, zu versagen, aber noch haben wir nicht versagt. Wir können es noch schaffen. Es gibt noch Zeit. Er liegt ganz bei uns.“

Wahrscheinlich ist, dass Gretas Anliegen von den vereinigten Medien der westlichen Welt in den üblichen Hype mündet, um mit der nächsten Katastrophe oder Epidemie oder Massenflucht oder dem nächsten Krieg versandet.