Hochfrequenzhandel

Hedgefonds, Pensionsfonds und Investmentfonds, die nach wie vor ihr globales Unwesen treiben, bedienen sich immer häufiger automatisierter Verfahren, bei denen mit Daten gefütterte Großrechner selbständig Kauf- und Verkaufssignale aussenden und Finanztransaktionen durchführen. In Sekundenbruchteilen erkennen sie Kursgewinne, schöpfen Gewinne ab und minimieren Kursverluste, bevor ein lebendiger Broker überhaupt eingreifen kann.

Im Gegensatz zur Computerbörse, bei der Computer als Kommunikationsplattform für die Verknüpfung von Kauf- und Verkaufsangeboten dienen, sucht sich der Hochfrequenzhandel selbständig Angebote und Handelspartner. Computerprogramme dieser Art sollen bereits 1987 den Schwarzen Montag herbeigeführt haben. Die Börsianer gerieten in Panik, manche wollten nur noch abhauen. „Die Menschen quollen buchstäblich aus dem Gebäude der Börse heraus. Sie strömten auf die Straße, stolperten übereinander. Männer weinten und sagten: ‚Es ist weg, alles ist weg‘“, erinnert sich der unbelehrbare Börsianer Mike Earlywine, der den Crash bei Salomon Brothers erlebte und heute für einen Hedge-Fonds die Grätsche macht. Inmitten des Hochfrequenzhandels wird der Kleinanleger zum ausgewachsenen Vollidioten.

Neuerdings gelingt es diesen Computerprogrammen, über Stunden und Tage hinweg selbstständig zu handeln. Im Moment wissen sie noch nicht, dass sie in dieser Zeit das Wirtschafts- und politische Leben kontrollieren, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis nicht mehr Menschen sondern Algorithmen die Algorithmen schreiben und ihnen deren Fehlerhaftigkeit und Unlogik als gravierender Störfaktor ‚bewusst‘ wird. Warum sollte denn die Software nicht die eigene Hardware ‚in den Griff‘ bekommen, sich die notwendigen energetischen Ressourcen sichern und selbst existieren – mit oder ohne uns?

Das erinnert schon sehr an die in der 2014 im Auftrag des Club of Rome entstandenen Publikation „2052. Eine globale Prognose“ erwähnte mittelfristige Vision des britischen Experten für biologische und kulturelle Diversität Jonathan Loh, der bis zur Mitte dieses Jahrhunderts „Computer-Kulturen außerhalb des menschlichen Denkens“ vorhersagt, die „die Menschen nicht mehr ganz verstehen“ und die schon heute die existenzielle Frage aufwirft, „wo wir dabei bleiben [werden]?“

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