vor und nach dem Komma

In einer Rundfunksendung höre ich das erste Mal von der Menschheit als „Komma in der Erdgeschichte“. Wow!

Ganz allgemein ordnen Satzzeichen unsere Schriftsprache in die Übersichtlichkeit und bringen auch, sofern er in den Wortreihen steckt, ihren Sinn zum Ausdruck. Die Eigenart des Kommas ist, Sätze in ein davor und danach zu teilen. Das entspricht meiner Wahrnehmung der Welt als Abfolge. Indem ich lese, erfasse ich über das Auge, noch bevor es um Bedeutungen geht, Geschriebene als ein Abbild der Wirklichkeit.

Teilen heißt allerdings bei einem Wörtersatz nicht, ihn zu zerstückeln, sondern all seine Bestandteile zusammenzuhalten und begreiflich zu machen. Ich könnte auch sagen, ihn zu gestalten. Das wiederum könnte einem Weltbild zuträglich sein, in dem ich meine Rolle und die der Menschheit nicht als einen ständigen Kampf um die eigene Existenz und um Ressourcen verstehe, sondern als einen erdgeschichtlichen (und adäquat grammatikalischen) Vorgang, der erst in meinem  Vorhandensein eine Bedeutung erlangt, erlangen kann.

Denn Bedeutung scheint, mit unserem heutigen Wissensstand, nicht das Wichtigste in der irdischen Natur zu sein. Kann sein, das ändert sich mit der Zeit. Und wenn das an uns läge? In uns läge? Nicht weil wir Überwesen mit Ewigkeitsanspruch wären, sondern ganz im Gegenteil ein Teil des planetaren Ganzen und seines Werdegangs, in dem ein Jedes wichtig und notwendig für die vorausliegende Unabsehbarkeit ist. Wichtig als Einzelheit (als Individuum und als Menschheit).

Wenn wir das auch gar nicht wissen können, wer oder was hindert uns daran, eine solche Bedeutung, wenn wir sie für möglich halten, zu erlangen und zur Lebensaufgabe zu machen? Es wenigstens zu versuchen? Erst damit kann ich mir Empfindungen erklären, für die meine Sprache Worte wie Zufriedenheit, Gemeinsamkeit und Wohlgefühl erfunden hat. Für vor und nach dem Komma?

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