Das Spiel ist aus … und die Deutschen sind wieder mal raus aus dem Bewerb, weitab vom Weltmeistertitel. Warum kommt das frühe nationale Aus in den internationalen Wettbewerben in letzter Zeit so häufig vor? Kommt hinzu, dass ich, wie nirgendwo sonst, ausgerechnet im Fußballspiel Verhaltensweisen und Strategien entdecke, die sehr anschaulich das wirkliche Leben abbilden. Jeder und jede kann das bemerken, behaupte ich, allerdings erst, wenn sie den Kampf um den Ball bis zum Torschuss ein wenig durchschauen. Doch auch ganz Unbedarfte werden, wenn sie sich auf das Zuschauen einlassen, bald das Gefühl haben, dass sie nicht nur Körper- und Ballbewegungen beobachten, sondern durchaus etwas von dem, woran sie sich tagtäglich abarbeiten.
Wahrscheinlich war der Philosoph Jean Paul Sartre der Erste, der in den Mustern, die entstehen, wenn sich zwei Mannschaften mit und ohne Ball am Fuß auf dem Spielfeld bewegen, ihre gemeinsame Fähigkeit entdeckte, die zusammen größer ist als ihre einzelnen individuellen Fähigkeiten. „Gemeinsames Individuum“ hat Sartre dieses Phänomen genannt. Wenn sich also Gemeinschaften zu einem solchen gemeinsamen Individuum entwickeln können, könnte es ihnen dann nicht auch gelingen, Lösungen für die existenziellen Fragen zu finden, die uns die Umwelt stellt oder die wir durch unser Handeln auslösen? Mit dieser Idee eröffnete uns Sartre die Möglichkeit, individuelle Grenzen zu verschieben und aussichtslose Situationen vielleicht doch zu meistern.
Soweit dieser kleine Exkurs. Zurück zu der Anfangsfrage, warum die Deutschen, diesmal die Frauen, schon wieder so früh raus aus einem großen Turnier sind. Sicher nicht, weil sie es auch nicht besser könnten als die Männer. Warum nicht? Vielleicht weil die große Schar der ‚von oben herab‘ kommentierenden Berichterstatter und Expertinnen ‚denen da unten‘ und mir vor der Glotze beibringen wollen, dass allein der Meistertitel zählt und alle anderen, die sich bemühen, sei es auch nur ein Spiel, die Looser wären?
Auf dem Platz wollen sie Siegermentalität sehen. Wo aber soll die herkommen, wenn nicht gewonnen wird? Aus dem längst geschmolzenen Schnee von gestern? Gleichzeitig geht mit dem Druck, der erzeugt wird, bis die Spieler:innen ihn sich selbst machen, zuerst die Lockerheit und nach und nach die Freude am Spiel verloren. Also sehe ich von der ersten Minute an bis zum schnellen Abschied aus dem Turnier nur verbissenes Gekicke und verkrampfte Gesichter. Gäbe es einen Fußballgott, wände er sich mit Grausen. Um die Welt draußen vor dem Stadiontor muss er sich nicht kümmern – der Glückliche!
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