Vom Invalidenplatz aus ging und fuhr ich an jenem 3. Juni auf direktem Weg zu einer Veranstaltung zu Ehren des Berliner Theaterwissenschaftlers Joachim Fiebach in die „Kulturbrauerei“ im Prenzlauer Berg. Mein Freund Andreas war einer der dort Vortragenden, ebenso Stefan Suschke, der Anfang der 1980er Jahre bei Fiebach studierte. Anschließend wurde er Schauspieldramaturg in Greifswald bis zum Ende der DDR, in den 1990er Jahren ein enger Mitarbeiter des Dramatikers und Regisseurs Heiner Müller und von 1997 bis 1999 künstlerischer Leiter des Berliner Ensembles. Zur Zeit ist Suschke Schauspieldirektor am Landestheater Linz. Weiterlesen
kein Abgrund
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Sind wir hilflos? „Ausblick am Rand des Abgrunds“ überschreibt das Onlinemagazin Manova ein Gespräch des vom medialen Mainstream entfernten Publizisten Walter van Rossum mit der von der Universität Bonn gekündigten Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot. Weiterlesen
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Für eine überfütterte Gesellschaft ist freiwilliges Hungern eine Ungeheuerlichkeit. Für eigene Ziele und Interessen seine Existenz aufs Spiel setzen, ist ihr Credo, doch legt sich jemand für andere oder gar die Zukunft ins Zeug, ist ihr das höchst suspekt und ein maximaler Affront. Weiterlesen
Chapeau Morisot
So lange schon begeistert mich der Impressionismus in der Malerei, aber warum entdecke ich erst jetzt die hochbegabte, blitzgescheite Berthe Morisot in diesem Kosmos? Weil ich auch dorthin – wie auf viele und vieles andere – zu lange oberflächlich blickte. Doch gerade ihretwegen war die in den 1860er Jahren entstandene … Stilrichtung … in der bildenden Kunst von Anbeginn kein Männerclub. Mit Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Edgar Degas, Édouard Manet und anderen war Berthe Morisot sozusagen Gründungsmitglied. „Fünf oder sechs Verrückte – unter ihnen eine Frau – eine Gruppe unglücklicher Geschöpfe“, schreibt ein sarkastischer Kritiker 1876 in einer Rezension.
erobern
Ist das unsere Passion?
Gern verschweigen Eroberer, dass sie nicht nur das eigene Weltbild zu den Eroberten transportieren, sondern deren Weltbilder und Lebensweisen, ob sie wollen oder nicht, auch in ihr eigenes übernehmen. Dieser Vorgang ist auf lange Sicht wahrscheinlich sogar noch eindringlicher. Neue Potentiale und Gleichgewichte entstehen daraus, in denen sich Eroberer und Eroberte gleichermaßen und so gut wie möglich einrichten.
Für folgenschwerer halte ich bei militärischen Konflikten die Versuche, an den Feind Verlorenes zurückzuerobern und im Falle schneller Siege die hasserfüllte Vergeltung. In beiden Fällen verlieren die Überlebenden dauerhaft das seelische Gleichgewicht und die Aussicht, es irgendwann wiederzufinden.
Wer oder was bringt uns bloß zu der Überzeugung, diesmal könnte es für Palästinenser und Israelitinnen, Ukrainerinnen und Russen anders sein? Wer oder was täuscht uns immer wieder mit der Vorstellung, irgendwelche Ideen und Interessen könnten es wert sein, für sie das eigene Leben zu opfern? Denken wir, deswegen würden wir uns in irgendeinem Jenseits wiederfinden?
Apropos: Putins Vision, über Leid und Leichen hinweg einmal das Gebiet von Wladiwostok bis Lissabon unter eine Obhut zu bringen, halte ich gar nicht für so verschieden von der Wachstumslust der westlichen Industrienationen hinein in die unermesslichen, ressourcenreichen Weiten jenseits des Ural. Weiterlesen